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Chronik

Sterben die Sprachen der Volksgruppen aus?

Drohen die Sprachen der Volksgruppen, wie jene der Burgenlandkroaten, der Ungarn oder der Roma zu verschwinden? Davor warnten am Dienstag VertreterInnen der autochthonen Volksgruppen im Parlament. Sie fordern Unterstützung von Bund und Ländern in der Bildung, aber auch mehr Schutz gegen Diskriminierung.

Auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka standen die österreichischen Volksgruppen am Dienstag im Parlament im Zentrum. In drei verschiedenen Gesprächsgruppen wurden ihre Themen besprochen und aufgezeigt, die nicht nur im Kreis der Volksgruppen bleiben sollen, sondern österreichweit von Interesse sind.

Sobotka: „Als Besonderheit Österreichs sehen“

„Was unsere autochthonen Gruppen anlangt, ist das auch ein Abbild unserer Geschichte – kommend aus der Monarchie. Und man muss sich fragen, warum ist das so gekommen, dass man so lange um diese Rechte kämpfen musste? Da waren die Nationalismen – vor allem der Deutschnationalismus, der die Volksgruppen und auch die Anderssprachigkeiten immer als minderwertig gesehen hat, ein großer Verursacher dessen und das haben wir uns mühsam in der Zweiten Republik zurück erkämpft, das was eigentlich in der Monarchie schon vorhanden gewesen ist. Ich glaube, dass es wichtig ist im 21. Jahrhundert, diese Vielgestaltigkeit als Besonderheit Österreichs zu sehen“, so Sobotka.

Musiker
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Kulturelle Vielfalt im Parlament

Kritische Töne

Nicht nur die kulturelle und sprachliche Vielfalt waren am Dienstag Thema im Parlament, auch kritische Töne der Volksgruppen wurden geäußert und gehört. „Mein Wunsch wäre, dass so wie sich Österreich den Ferenc Lehar einverleibt hat, die ganze ungarische Volksgruppe gesehen wird und man das als Weiterentwicklung unserer schönen Republik sieht“, so Attila Somogyi, ungarischer Volksgruppenbeirat.

„Ich glaube, daran hapert es auch, dass viele Leute in der Politik vieles gar nicht wissen oder nicht wissen wollen, wie vielschichtig unser Land ist. Deswegen finde ich gut, dass es diesen Tag gibt. Ich hätte mir gewünscht, dass das Publikum jene Politiker sind, die das ein bisschen unter den Tisch kehren wollen“, so Philip Tyran.

Schüler im Parlament
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Auch über die Zukunft der Jugend wurde diskutiert

Diskussion über Probleme und Sorgen

In einer Diskussionsrunde standen die Volksgruppenbeiräte der sechs Volksgruppen im Vordergrund. Sie sprachen über die Probleme und Wünsche. Emmerich Gärtner Horvath vertrat die Roma, Attila Somogyi die ungarische Volksgruppe und Martin Ivancic die Kroatinnen und Kroaten. Von ihren Eindrücken beim Demokratieworkshop berichteten eine Schülerin und ein Schüler des zweisprachigen Gymnasiums Oberwart.

In der Abschlussdiskussion stand die Zukunft und die Jugend im Mittelpunkt. Sie machte deutlich, dass es nicht nur ein romantisches Bild der Volksgruppen geben darf – ihre Probleme und Sorgen müssen gehört werden und Lösungen zum Beispiel im Bereich der Bildung gefunden werden.